Straßennamen
Albertberg
Vor 1945 hieß der heutige Albertberg nur Albertstraße, da die an diesem Straßenzug erbauten Villen fast alle unter der Regierungszeit von König Albert von Sachsen entstanden sind. Er regierte von 1873 bis zu seinem Tode 1902. Nach 1945 erfolgte die Umbenennung des Verkehrsweges in Erich-Gasch-Straße nach einem Widerstandskämpfer gegen den Faschismus aus Erlbach, der am 28. Juni 1942 aus einem nationalsozialistischen Hinterhalt zweiunddreißigjährig erschossen wurde.
Albertplatz
Ebenfalls nach König Albert von Sachsen betitelt. Zuvor hieß dieser Platz Erich-Gasch-Platz.
Altteichweg
Am Ausgang des Kohlbachtales treffen wir auf das ehemalige Teichgebiet des Neuteiches. Von hier aus führen Wege zum Waldhaus, Jägerstein und zum Altteich. Über den Altteichweg gelangt man direkt zum Altteich im Colditzer Wald, der eine Wasserfläche von zwei Hektar umfasst. Am Nordufer des Altteichs sind sogenannte Knollensteine zu sehen, das sind Quarzite, die sich besonders widerstandsfähig erweisen.
Am Bahnhof
Hier ist die Straße nach dem 1875 erbauten Bahnhof der „Muldenthal-Eisenbahn“ benannt. Die Strecke Großbothen-Colditz-Rochlitz-Waldenburg-Glauchau ist im Jahre 2000/01 leider stillgelegt worden.
Am Graben
Die die Innenstadt von Colditz umschlossen habende Stadtmauer ist um 1200 errichtet und nur noch hier erhalten geblieben. Davor gelagert diente ein Wassergraben bzw. Wallgraben, der teilweise doppelt angelegt war, zum Schutz der Bevölkerung.
Der Stadtmauerbereich „Am Graben“ wurde 2006 saniert.
Am Oberanger
Straßenbezeichnung vor 1945. Nach dem zweiten Weltkrieg gab man dieser Straße den Namen von Carl Ritter, einem antifaschistischen Widerstandskämpfer und ersten Bürgermeister nach der Zeit des Nationalsozialismus. Die Rückbenennung auf „Am Oberanger“ erfolgte nach 1990. Der Anger ist eine Gemeindeweide und –wiese, die sich vor der Bebauung in dieser Straße befunden hat.
Noch befindet sich die Rettungswache Am Oberanger. Ein Neubau der Rettungswache ist am Europahaus geplant. Der Baubeginn soll noch im Jahr 2020 erfolgen.
Am Rauschenbusch
Der Große Rauschenbusch steht nahe Schönbach, der Mittlere nahe Colditz und der Kleine nahe Zschetzsch. Ihre Namen sind Flurnamen und hier der Jüngste, der in dem neuen Siedlungsgebiet vergeben wurde.
Am Ring
Straßenbezeichnung vor 1945. Nach dem Zweiten Weltkrieg benannte man den Straßenzug nach dem Mitbegründer der deutschen Sozialdemokratie in August- Bebel-Ring um. Die Rückbenennung erfolgte nach 1990.
Am Tiergarten
1523 wurde die Anlage des Tiergartens durch Kurfürst Friedrich den Weisen begonnen. Nach dessen Vollendung zählte Christian Gerber in seinem Buch „Die unerkannten Wohlthaten Gottes des Churfürstenthums Sachsen“ 1717 den Colditzer Tiergarten zu den sieben Wunderwerken des Landes.
Am Ufer
Paralleler Straßenverlauf am linken Ufer der Zwickauer Mulde.
An der Kirche
Hier stehen seit alters her die denkmalgeschützten Häuser um den Kirchplatz der 1286 zum ersten Mal erwähnten Stadtkirche St. Egidien.
An der Planitz
Die Planitz war ursprünglich ein Feld mit Gärten und Hopfenbergen jenseits des Viehangers am Töpelsberg. Der Chronist Johann Kamprad erwähnt die Planitz schon 1753 in seiner Colditzer Chronik.
Baderberg
Der Baderberg stellt die Verbindung vom Markt zur Badergasse her. Die einstmals über den Mühlgraben führende Baderberg-Brücke ist erhalten geblieben. Der Mühlgraben selbst wurde 1979 abgelassen und verfüllt.
Badergasse
Straßenbezeichnung vor 1945. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte diese Straße den Namen des Reichsinnenministers von 1926/27 und Mitbegründers sowie ersten Vorsitzenden der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDPD) Dr. Wilhelm Külz. Nach 1990 erfolgte die Umbenennung der Gasse auf ihren mittelalterlichen Namen. Hier war die alte Ratsbaderei und ein beliebter Treffpunkt für die Einwohner, da der Bader das Recht zum Haarschneiden und Bartscheren besaß. Auch nahm er Wundbehandlungen, Aderlass und Zahnziehen vor.
Die Badergasse lag im Vorstadtbereich. Die Ansatzstelle des Badertores ist heute auf halber Höhe des Baderberges noch gut zu erkennen.
Bahnhofstraße
Die Bahnhofstraße war für Ankommende wie für Abreisende von großer Bedeutung. Als am 9. Dezember 1875 der Zugverkehr eröffnet wurde, war auch für Colditz das Industriezeitalter angebrochen. Es gab nicht nur den Personenbahnhof, sondern auch einen großen Güterbahnhof.
Bornweg
Am Ende dieses Weges stand früher ein alter, auch bei großer Trockenheit nie versiegender Born, also Brunnen, der zu seiner Zeit Menschen und Tiere auf dieser Stadtflur verlässlich mit Wasser versorgte.
Bräunickenweg
Da dieser Weg zum Flurteil Bräunicke führt, wird er Bräunickenweg genannt.
Dr.-Wilhelm-Külz-Straße
Die Verantwortlichen für die Namensumbenennungen übertrugen diesen Namen von der Badergasse in das neue Siedlungsgebiet. Somit bleibt die Erinnerung an Dr. Wilhelm Külz auch sichtbar erhalten.
Dresdener Straße
Die alte Poststraße führte einstmals von der Badergasse über Baderberg und Markt in die Töpfergasse. Von hier aus ging sie die Dresdener Straße hinauf durch Terpitzsch, Zollwitz, Hausdorf, Hartha, über Waldheim, Nossen und Freiberg direkt nach Dresden.
Färberberg
Da früher die gefärbten Stoffe der Leineweber giftige Ausdünstungen nach sich zogen, wurden die Stoffe fernab der Colditzer Einwohner auf dieser Anhöhe getrocknet. Die eigentliche Färberbergsiedlung ist erst nach 1934 entstanden.
Flurteil Eule
Im Colditzer Gebiet ist häufiger als anderswo ein Vogel- oder Tiername ohne jegliches Attribut zum Flurnamen geworden. So die Fluren Eule bei Colditz und Kleinsermuth, der Zeisig bei Lastau und der Hamster in Koltzschen.
Forsthof
Im Jahre 1629 nannte sich der Forsthof noch „Jägerhoff“. Die Försterei hingegen hatte ihren Sitz am heutigen Topfmarkt. Erst viel später ist der Forsthof Oberforstmeisterei geworden. Das sich bis 1873 in Staatsbesitz befindliche Grundstück erstreckte sich bis zur ehemaligen Gärtnerei Müller, zuletzt Rieger, in der Bahnhofstraße. Der letzte königlich sächsische Oberforstmeister ist Hans Ernst Freiherr von Manteuffel gewesen. Er war der Bruder des preußischen Ministerpräsidenten Otto Theodor Freiherr von Manteuffel (1805-1882) und Vorgänger Otto von Bismarcks. Sein Grabmal hat sich nach 147 Jahren leidlich auf dem Colditzer Friedhof erhalten. Es steht auf der ersten Gruft an der Südmauer des Gottesackers vor den
Erbbegräbnissen Grüneberger-Papsdorf und Chefarzt Dr. Walter Mühlichen.
Fürstenweg
Straßenbezeichnung vor 1945. Mit der Entstehung des Neubaugebietes wählte man zu DDR-Zeiten den Straßennamen Karl-Marx-Ring. Nach 1990 erfolgte die Rückbenennung. Dieser Weg ist eine Erinnerung an die sächsischen Kurfürsten, die bis 1753 oftmals im Schloss Colditz residierten.
Heutzutage beginnt dieser in der Querverbindung vom Wettiner Ring zum ersten Colditzer Tiergartentorhaus, das um 1650 errichtet worden ist, und nicht wie ursprünglich geradewegs am Torhaus. Über seine Wegführung gibt es verschiedene Überlieferungen. Eine davon besagt, dass der 1592 angelegte und teilweise auch gepflasterte Fürstenweg um den Lusthausteich des Tiergartens zum Zschirlaer Torhaus und von dort weiter nach Waldheim, Freiberg und Dresden führte.
Nach 1945 wurde der Fürstenweg in Friedrich-Engels-Straße umbenannt. Friedrich Engels (1820-1895) war ein deutscher Sozialist und Mitbegründer des „Dialektischen Materialismus“.
Furtweg
Der Furtweg führte in den Entstehungsjahren unserer Stadt folgerichtig zu der durch die Mulde führende Furt. Dort, wo der Steg war und 1969 die Brücke am Porzellanwerk entstand, war im 12. Jahrhundert eine seichte Flussdurchquerung, die alle Nah- und Fernkaufleute gern für Handel und Wandel nutzten.
Geithainer Straße
führt nach Geithain
Grimmaische Straße
führt nach Grimma
Günter-Gottlebe-Straße
Dieser Straßenzug erinnert an den Werk- und Kombinatsdirektor Diplom-Ökonom Günter Gottlebe (1922-1976). In seine Amtszeit fiel die Rekonstruktion des Steingutwerkes zu einem modernen Porzellankombinat, das seine Erzeugnisse in dreißig Länder der Erde exportierte.
Im Tiergarten
Der Weg zweigt stadtauswärts als erster rechts von der Leisniger Straße (S 44) im Tiergarten ab und führt direkt zum Zschirlaer Torhaus, das Kurfürst Johann Georg I. 1625/26 errichten ließ. Zwei von insgesamt vier Torhäusern, die das Wildgehege des Tiergartens ursprünglich von der Außenwelt abschlossen, sind erhalten geblieben.
Johann-David-Köhler-Straße
Diese Straße trägt den Namen des Begründers der wissenschaftlichen Numismatik in Deutschland, der als universeller Gelehrter zugleich mit Bibliothekaren aus den Universitätsbibliotheken Frankreichs, Österreichs und Deutschlands eine frühbürgerliche Bibliothekswissenschaft ins Leben rief.
Professor Dr. Johann David Köhler (1684-1755) erblickte am 18. Januar 1684 in Colditz das Licht der Welt. Sein Geburtshaus ist das alte Diakonat an der Stadtkirche St. Egidien. Noch heute erinnert eine Gedenktafel rechts vom Eingang an den Altmeister der deutschen Münzkunde. Auch etablierte das Städtische Museum Colditz 1984 in diesem Haus das erste gesamtdeutsche Memorialmuseum für einen Numismatiker. Es ist 2005 unwiderruflich geschlossen worden und dient heute zu Wohnzwecken.
Johannes-Müller-Straße
Johannes Müller (1847-1907) ist gewiss der bedeutendste Bürgermeister der Stadt Colditz im 19. Jahrhundert gewesen. Mit Klugheit, Sachverstand und Weitsicht stellte er sich fast fünfunddreißig Jahre den hohen Anforderungen als Stadtoberhaupt. Zugleich wirkte Johannes Müller von 1879 bis 1896 ununterbrochen als Abgeordneter des 11. Städtischen Wahlkreises in der Zweiten Kammer der Ständeversammlung des Königreiches Sachsen mit. Davon 1895 und 1896 als erster Sekretär der Zweiten Kammer des sächsischen Landtages. Frau Auguste Müller aus Bad Teinach/Hartford ct. USA stiftete zum 110. Todestag ihres Urgroßvaters am 9. Dezember 2017 eine würdige Gedenktafel für den verdienstvollen Colditzer Bürgermeister auf hiesigem Stadtfriedhof.
Kirchberg
Der Kirchberg führt vom Obermarkt, rechts von der Geschäftsstelle der Sparkasse Muldental, zur Stadtkirche St. Egidien hinauf.
Kirchgäßchen
In gleicher Weise schlängelt sich auch das Kirchgäßchen aus der Töpfergasse zur Stadtkirche hin. Auf Grund früherer Frömmigkeitsrituale haben Wege aus allen Himmelsrichtungen stets dem Hause Gottes gegolten. Das wurde auch bei der innerstädtischen Architektur als wichtig erachtet. Zum geistlichen und weltlichen Zentrum gehörten die Stadtpfarrkirchen.
Lastauer Straße
Der slawische Ort Lastau wird in Bischof Thietmar von Merseburgs Chronik im Zusammenhang mit der Aufteilung des Bistums Merseburg im Jahre 981erstmalig erwähnt. Dieser Ort ist also entschieden älter als Colditz. Insofern gehört die Lastauer Straße im Talkessel mit der von Süden nach Norden durchfließenden Zwickauer Mulde zu den ältesten oberhalb der Colditzer Muldenfurt. Zur Linken erhebt sich der 218 Meter hohe Töpelsberg mit dem Heimatturm und zur Rechten im Süden der 224 Meter hohe und bewaldete Burgberg.
Lausicker Fußweg
Von der Bahnhofstraße aus, gleich hinter Mehmels ehemaligem Gut, gelangt man über einen Viadukt. Er überspannt die Gleisanlagen der einstigen Muldentalbahn von 1875 und führt vorbei an der ursprünglichen Gärtnerei von Gärtnermeister Gerhardt Kießling.
Lausicker Straße
Über diesen Verkehrsweg (B 176) gelangt man durch den Colditzer Wald über Ballendorf nach Bad Lausick.
Leichenweg
Im 19. Jahrhundert war neben Leisenau, Kötteritzsch, Großsermuth und Zschetzsch auch Thumirnicht mit nach Schönbach eingepfarrt. Das heißt, dieser Ort gehörte mit zur Kirchgemeinde Schönbach. Thumirnicht hatte 1844 93 Einwohner. Verstarb ein Gemeindeglied, wurde dies mit Sarg und Wagen auf dem Leichenweg über die heutige Leipziger Straße (B 107) nach Schönbach gefahren und auf dem dortigen Friedhof der Bergkirche beigesetzt.
Leipziger Straße
Straßenverlauf der B 107 über Grimma nach Leipzig.
Leisniger Straße
Von der Dresdener Straße (B 176) gelangt man stadtauswärts links in die Leisniger Straße (S 44). Sie führt durch den Tiergarten nach Zschadraß. Über Commichau und Skoplau erreicht man direkt die Freiberger Muldenstadt Leisnig.
Linckstraße
Professor Dr. Wenceslaus Linck (1483-1547) wurde am 8. Januar 1483 als Sohn des wohlhabenden Ratsherren Johann Martin Linck und der Mutter Christina Linck geb. Veltsch in Colditz geboren. Er gilt nach Martin Luthers persönlichen Aussagen als einer seiner liebsten Freunde und führte vor allem die Reformation in Altenburg und Nürnberg ein.
Lindenstraße
Am Anfang der Lindenstraße, die eigentlich eine Sackgasse ist, stand bis zum 30. Oktober 1932 eine mächtige alte Linde, nach der man die Straße benannte.
Luisastraße
Die Luisastraße trägt den Namen der Kronprinzessin von Sachsen, Luisa von Toskana (1870-1947), die 1891 den nachmaligen letzten sächsischen König Friedrich August III. (1865-1932) in der Hofburgpfarrkirche zu Wien heiratete. Als der Neubau des Colditzer Luisa-Heimes 1895 vollendet war, bekam auch dieser Straßenzug ihren Namen. Nach 1945 wurde daraus die Heinrich-Heine-Straße. Die Rückbenennung erfolgte nach 1990.
Über 120 Jahre gehörte das Luisa-Heim zur evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Colditz. Unzählige Kindergenerationen haben hier im Erdgeschoss Christenlehre-Unterricht erhalten. Auch probte im Gemeindesaal die 1588 gegründete Kantorei. Hier fanden Kirchgemeinde-Veranstaltungen der unterschiedlichsten Art statt. Den Hausverwalter-Ehepaaren Martha und Gustav Leuteritz, Jutta und Erich Böttcher sowie Karsta und Egon Eichhorn dienten die unteren Räume zugleich als Dienstwohnung. Das Stockwerk darüber bewohnten u. a. die Colditzer Katecheten und Kantoren. Seit 2019 hat sich die Kirchgemeinde von diesem Haus mit Grundstück getrennt und es an einen privaten Besitzer veräußert.
Lusthaus-Teichweg
Dieser Weg zweigt in der Talsohle des Tiergartens vom Fürstenweg ab und führt von da aus zum Lusthausteich. Dort mündet er in die Leisniger Straße (S44).
Vielen sagt heute der Begriff „Lusthausteich“ nichts mehr. Auch diente dieses Lusthaus nicht sinnlichen Begierden, sondern sollte den darin Verkehrenden Wohlgefallen, Freude und Genuss bereiten. Im 16. bis 18. Jahrhundert war dieser Ausdruck einschließlich des Lustwandelns sehr gebräuchlich. Hierbei denke ich auch an die „Historischen Münz-Belustigungen“, die der in Colditz geborene Gelehrte Johann David Köhler (1684-1755) in schöner Regelmäßigkeit ab 1729 veröffentlichte.
Im Lusthausteich an der Leisniger Straße, der in seinen Ausdehnungen mit heute überhaupt nicht zu vergleichen ist, stand ab 1591 das sogenannte Lusthaus. Es war ein achteckiger Bau, drei Stockwerke hoch mit ausgebautem Dachgeschoss. Inmitten des Teiches ragte es empor und stand auf acht Segmentbogen, durch die man mit Kähnen fahren konnte. Der Weg zum Gebäude führte über eine Holzbrücke. Auch dieses Haus ließ Kurfürstin Sophie von Sachsen (1568-1622) errichten und im Jahre 1600 kostbar ausstatten.
Markt
Der Marktplatz ist von jeher das gesellschaftliche und wirtschaftliche Zentrum der Stadt gewesen und dürfte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden sein. Also zu der Zeit, wo Colditz das Stadtrecht erhielt. Die ummauerte Stadt bestand im Wesentlichen aus den 25 Häusern um den Markt mit kaum mehr als 300 Einwohnern. Die fünf Stadtmauertore besaßen alle Türme und führten zur Nikolai-, Bader-, Hain-, Töpfer- und Schulvorstadt. Bis 1824 waren alle Tore aus verkehrstechnischen Gründen abgerissen worden. Das gewiss repräsentativste Gebäude ist am Markt der stolze Bau des Colditzer Rathauses. Mit seinen prachtvollen Renaissancegiebeln, der „Ziegenbock-Uhr“ sowie im Innern dem Ratssaal und den Netz- und Zellengewölben im Erdgeschoss ist es die Krönung des historischen Marktensembles.
Mittelstraße
Die Mittelstraße nennt sich deshalb so, weil sie die Färberberg-Siedlung in der Mitte durchquert.
Mühlgasse
Die Mühlgasse ist ursprünglich der einzige Zufahrtsweg zur 1492 neu errichteten sächsischen Amtsmühle gewesen. 1826 pachtete diese Carl Leopold Schlobach. 1850 kam es zum Kauf. Seitdem haben viele Familienmitglieder der Schlobachs besonders erfolgreich das Müllerhandwerk betrieben. Heute ist dieser vormalige Mühlenbetrieb ein Werkteil des Nahrungsmittel-Herstellers „anona“.
Nicolaistraße
Wo sich heute diese Straße befindet, war einstmals die Nikolaivorstadt. Sie lag hinter dem Nikolaitor, das am heutigen Untermarkt 1 gestanden hat. Zur Nikolaivorstadt gehörte auch die sich auf dem Friedhof befindende St. Nikolaikirche, das älteste Baudenkmal von Colditz aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts.
Ochsenfurter Straße
Diese Straße ist eine Reminiszenz an die Partnerstadt von Colditz, das fränkische Ochsenfurt. Am Tag der deutschen Wiedervereinigung, dem 3. Oktober 1990, erfolgte der Abschluss des Partnerschaftsvertrages. Die Stadt selbst liegt am Main im Landkreis Würzburg und ist wunderschön von Weinbergen umgeben. Ihre Einwohnerzahl beläuft sich auf 11.000.
Pestalozzistraße
Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) war ein Schweizer Sozialpädagoge, der eine Erziehungsanstalt gründete, die durch ihn zum Mittelpunkt einer neuen Erziehungsbewegung von europäischer Bedeutung wurde. Deshalb haben unsere Altvorderen auch die an das Grundstück der Colditzer Sophienschule grenzende Straße nach ihm benannt.
Quergasse
Die Quergasse führt schräg von der Töpfergasse zum Sophienplatz. Im Sprachgebrauch kennen wir heutigen Tags nur noch Kreuz- und Quergehen bzw. den Querulanten (Nörgler), Querkopf (Starrkopf) oder Quertreiber (Hetzer).
Rochlitzer Straße
Gleich nach der Muldenbrücke zweigt die Verkehrsführung von der Bahnhofstraße in die Rochlitzer Straße (B 107), die über Möseln nach Rochlitz führt.
Schlossgasse
Die Schlossgasse war in alter Zeit weniger eine Gasse, als mehr ein unwegsamer Pfad, auf dem man schnell abrutschen oder ausgleiten konnte. Beim Passieren dieses unbefestigten Steiges, ist größte Vorsicht geboten gewesen, deshalb nannte man den damaligen Weg „Sieh dich für“. Der Hinweis wurde zum Straßennamen. Unser Colditzer Chronist Heinrich Ferdinand Belger kannte 1832 noch keine Schlossgasse.
Schlosstreppe
Die Schlosstreppe führt vom Obermarkt, zwischen Sparkasse und ehemaligem Gasthof „Weißes Haus“, vorbei am einstigen „Colditzer Zentraltheater“ (Kino) direkt hinauf zum Schlosseingang.
Schönbacher Weg
Auf der Kreuzung Thumirnichter Straße/ Thumirnichter Platz mündet die Hohle in den Schönbacher Weg, der an der Lausicker Straße (B 176) endet.
Schützenstraße
Die Straße, die die Schützen der Colditzer Schützengesellschaft von 1516 beim Ausmarsch nach dem Schützenhaus (später Kultur- und Europahaus) tangierten, nannte man schon lange vor 1945 Schützenstraße. Zu DDR-Zeiten wurde sie umbenannt in Rudolf-Breitscheid-Straße, nach dem 1944 im Konzentrationslager Buchenwald ermordeten sozialdemokratischen Politiker (1874-1944) und Reichstagsabgeordneten von 1920 bis 1933. Zur Rückbenennung kam es nach 1990.
Schulstraße
Sie führt von der Wassergasse aufwärts über den Sophienplatz an der heutigen Sophienschule vorüber. In der Schulstraße 6 befand sich die langjährige Wohnung des letzten und hochverdienten Colditzer Stadtmusikdirektors Paul Stadler, dessen Todestag 2020 sich zum 60. Male jährt.
Siedlerstraße
In der Färberbergsiedlung zweigt die Weststraße in die Siedlerstraße ab. Die Mittelstraße teilt hier alle Siedlungshäuser.
Sophienplatz
Dieser Platz wurde nach der Kurfürstin Sophie von Sachsen (1568-1622) benannt, die fast zwanzig Jahre in Colditz residierte. Die Gebäude dieses Platzes stammen zumeist aus der Gründerzeit. Das hier den Platz an der Westseite beherrschende Bauwerk ist die Sophienschule. Nach ihrer denkmalgerechten Sanierung und Restaurierung erstrahlt sie seit dem vergangenen Jahr wieder in neuem Glanz. Nach 1945 nannte man diese Freifläche Ernst-Thälmann-Platz. Derselbe ist ein Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands gewesen und zugleich Führer des Roten Frontkämpferbundes. Er wurde 1944 im Konzentrationslager Buchenwald ermordet. Nach 1990 fand die Umbenennung des heutigen Platzes statt.
Sophienstraße
Die Sophienstraße beginnt am Untermarkt, flankiert den gleichnamigen Platz an der Ostseite und zieht sich bis zur Schützenstraße hin. Auch sie ist nach 1945 in Ernst-Thälmann-Straße umbenannt worden und trägt heute wieder ihren traditionellen Namen.
Teichhaus
Fährt man von der Rochlitzer Straße (B 107) in die Geithainer Straße nach Hohnbach, kommt man linker Hand am Teichhaus vorbei. Das Teichhaus war lange Zeit Gaststätte und im Besitz von Land- und Gastwirt Otto Schädlich. Auch heute besitzt das Anwesen noch die Familie Schädlich. Der dazugehörige Teich steht am Anfang des Kohlbachtales. Der hier beginnende Helmut-Drechsler-Weg führt zum Gedenkstein für den 1960 in Zentralafrika verunglückten Colditzer Tierfotografen, Forscher und Schriftsteller Helmut Drechsler (1916-1960).
Thumirnichter Platz
Dieser Platz schließt sich nach der Kreuzungs-Überquerung direkt an die Thumirnichter Straße an und führt am Gut von Hanschmanns vorbei zum Bräunikenweg. Am Thumirnichter Platz befindet sich auch die beliebte Gaststätte zur „Kutscherstube“ der Familie Heidelbeer.
Thumirnichter Straße
Nach der Muldenbrücke biegt stadtauswärts links der Verkehrsweg in die Rochlitzer Straße und wenig später rechts bergan in die Thumirnichter Straße.
Tiergartenstraße
Dieser Straßenzug nannte sich im 19. Jahrhundert Preinitzgasse und erst danach Tiergartenstraße. Nach 1945 erfolgte die Umbenennung in Kurt-Böhme-Straße. Am Sonntag, dem 31. Juli 1932, war Reichstagswahl und Kurt Böhme ist zum Tanz im Gasthof von Hausdorf gewesen. Auf seinem Heimweg nach Großsermuth, wo er in Stellung war, geriet er mit anderen jungen Arbeitern hinter dem ehemaligen Städtischen Museum in eine Schlägerei. Der daran beteiligte SS (Schutzstaffel)-Sturm von Limbach war in eindeutiger Übermacht. Es fielen Pistolenschüsse und trafen eine Viertelstunde nach Mitternacht tödlich Walter Kurt Böhme, den einzigen Sohn seiner Eltern. Pfarrer Oskar Ernst Kuniß (1874-1938) beerdigte den jungen Mann von 18 Jahren am 4. August 1932 mit einer ergreifenden Grabrede auf dem Friedhof von Lastau. Der Lastauer Kantorensohn und spätere Arzt Sanitätsrat Dr. med. Heimfried Pörschmann ist als Student dabei gewesen. Hinter dem Colditzer Museum, wo der Mord geschah, schuf man nach 1945 eine Gedenkstätte für Kurt Böhme, die dann später an den Giebel mit verbrochener Ecke an das Haus Fürstenweg 26 verlegt worden ist. Heute hat sich davon nichts mehr erhalten. Der Fahrweg nennt sich wieder Tiergartenstraße.
Töpfergasse
Zwischen dem Rathaus und der einst traditionsreichen Drogerie von Karl und Heinz Dietzsch, heute Reisebüro Muldental-Reisen, stand einst das Töpfertor. Auf Grund der akuten Brandgefahr durch ihre Brennöfen durften sich die Töpfer nur außerhalb der Stadtmauer, das heißt hinter dem Töpfertor, ansiedeln. Nachdem die Töpferinnung 1796 gegründet war, erhielten die Colditzer Töpfermeister ihre eigene Gasse. Bemerkenswert das 1879 erbaute Königlich-Sächsische Amtsgericht, das der Apotheker Erhard Jasinski nach 1998 sanieren ließ und sechszehn altersgerechte Wohnungen samt Begegnungsstätte darin etablierte. Auch die beiden Fachwerkhäuser der Gebäude Nr. 8 und Nr. 20 vermitteln noch einen Eindruck vom alten Colditzer Stadtbild. Nicht zu unterschätzen ist das Sitznischen-Portal von 1614, das zur Töpfergasse 21 führt. Hier wirkten viele Jahrzehnte die Uhrmachermeister Ernst und Werner Schmidt. Zeitweise fand hier auch die wichtige Colditzer Bücherstube von Erika Eichler ein würdiges Domizil.
Topfmarkt
Da die Töpfer an der Töpfergasse keinen geeigneten Platz zum Verkauf ihrer irdenen Waren hatten, bekamen sie im 19. Jahrhundert von Amtswegen den Topfmarkt im westlichen Stadtteil zugewiesen. Zum Topfmarkt hin fällt das Fachwerkhaus mit Andreaskreuzen von 1776 in der Schulstraße 4 auf. Es gehörte ursprünglich zur Ramsthalschen Kattun- und Zitzfabrik.
Untermarkt
Nachdem das Nikolaitor sowie Teile der Stadtmauer abgerissen waren, ging aus der alten Nikolai-Vorstadt der Untermarkt hervor. Unmittelbar neben dem Restaurant „Zur Post“, in dem jetzt asiatische Spezialitäten von Pham Hoai, Nam gereicht werden, steht ein Haus mittelalterlichen Charakters. Es ist das einzige noch vorhandene Gebäude in der Stadt Colditz, das mit seinem schieferbedeckten Giebel zur Straßenseite zeigt.
Waldstraße
Die Waldstraße führt über den Schönbacher Weg zur Thumirnichter Straße. Ihren Ursprung hat sie vor Zeiten im Wald genommen. Davon ist allerdings nur noch wenig übrig geblieben.
Wassergasse
Die Wassergasse hat ihren Namen in der Tat von den nicht seltenen kleinen und großen Hochwassern durch die in der Nähe vorbeifließenden Zwickauer Mulde. Sie war stets die erste Gasse, die überschwemmt gewesen ist und unter Wasser stand. Der an ihr heute eindrücklichste Gebäudekomplex ist der LIDL-Einkaufsmarkt.
Weststraße
Die Weststraße zweigt stadtauswärts rechts von der Leipziger Straße (B 107) ab, führt am Autohaus Lange vorbei an der Peripherie der Färberbergsiedlung zum Flurteil Eule.
Wettiner Ring
Dort, wo Töpfer- und Schlossgasse, Dresdener- und Schützenstraße aufeinandertreffen, beginnt an der Historismus-Villa mit dem Firmensitz des Ingenieurbüros Schlender & Heiser der Wettiner Ring. Bis zum Ende der 1950er Jahre befanden sich in diesem Landschaftsgebiet nur Schrebergärten und der Friedhof der Schlosskirchen-Gemeinde. Auf letzterem waren u. a. die Gräber des in Colditz verstorbenen genialen Luftschiff-Erfinders Ernst Georg Baumgarten (1837-1884) sowie Ludwig Schumanns (1848-1899), des zweitjüngsten Sohnes von Clara und Robert Schumann.
Als dann in den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts hier ein Neubaugebiet entstand, fasste man alle Straßennamen in diesem Terrain als Karl-Marx-Ring zusammen. Nach 1990 wurde aus dem Karl-Marx-Ring durch seine unmittelbare Nähe zum Fürstenweg der Wettiner Ring. Er erinnert an das sächsische Herrschergeschlecht der Wettiner, die von 1404 bis 1918 Schloss und Land Colditz besessen haben.
Straßennamen der Stadt Colditz und ihre Bedeutung.
Unser Dank gilt Herrn A. Peter Bräuer für die Aufarbeitung. Mit seinem bemerkenswert umfangreichen Wissen über die stadtgeschichtliche Abhandlungen hat er der Öffentlichkeit diese interessanten Fakten zugänglich gemacht.
Vielen Dank.
Fotos: Silke Lohse, Mirko Fischer, Katja Knabe
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